Im Rahmen eines regionalen Agenda 21-Projektes in Oberösterreich wurde festgestellt, dass mangelnder attraktiver und bezahlbarer Wohnraum einer der wesentlichen Gründe ist, warum junge Erwachsene nicht im ländlichen Raum bleiben bzw. nach Ausbildung oder Studium nicht wieder zurück in die ländlichen Gemeinden kommen, obwohl dort genügend Arbeitsmöglichkeiten vorhanden wären und dringend Fachkräfte gebraucht würden.
In Gesprächen mit Vertretern des Gemeindetags Baden-Württemberg, der Handwerkskammer Freiburg sowie der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg (Bündnis Ländlicher Raum) wurde bestätigt, dass auch in ländlichen Gemeinden in Ba- den-Württemberg passgenauer, attraktiver und bezahlbarer Wohnraum für junge Erwachsene fehlt. Auch die ersten Ergebnisse einer aktuellen Jugendstudie in Baden-Württemberg zeigen auf, dass Wohnen ein wichtiges Thema für die Jugendlichen ist, und dass z. B. bedarfsgerechte Wohnangebote für Auszubildende fehlen.
Gleichzeitig stehen in vielen Ortszentren Gebäude leer, die mit einem guten und tragfähigen Nutzungskonzept um- gebaut und einer neuen Nutzung zugeführt werden könnten. Mit passendem Wohnraum allein ist es jedoch noch nicht getan: Junge Erwachsene schätzen die vielen Vorteile, die das Leben auf dem Land ihnen bietet – aber gleich- zeitig haben sie Bedürfnisse und Vorstellungen, die für sie zu einem„modernen“ Landleben gehören.
Träger:
Junges Wohnen soll als Modellprojekt des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz konzipiert und realisiert werden.
Projektpartner:
SPES e.V. – mit weiteren beteiligten Partnern: sutter3, K-Punkt Ländliche Entwicklung
Ideelle Partner:
Gemeindetag Baden-Württemberg, BWGV (Baden-Württemb. Genossenschaftsverband)
Projektteilnehmer:
6 Modellgemeinden aus dem ländlichen Raum in Baden-Württemberg
Die teilnehmenden Modellgemeinden werden in gemeindeübergreifenden Fokusgruppen begleitet, wobei die Methode design thinking angewandt wird. Design thinking ist ein Ansatz zur kreativen Problemlösung und zur Entwicklung neuer Ideen.
An den Fokusgruppen-Treffen nehmen pro Gemeinde ca. 3 bis 4 Personen teil: Bürgermeister bzw. Vertreter der Kirchengemeinde, Vertreter des Bauamtes oder des Bauausschusses, Objekteigentümer.
Im Anschluss an die gemeindeübergreifenden Fokusgruppen-Treffen gibt es z.T. noch ergänzende Workshops auf Gemeindeebene in jeder Modellgemeinde.
Die Akquise und Auswahl der Modellgemeinden soll zielgerichtet erfolgen:
Zur Ausgangsfrage: Wie müssen Wohnangebote in unserer Gemeinde geplant werden, damit sie so attraktiv für junge Er- wachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren sind, dass diese Menschen gerne in der Gemeinde / Region bleiben oder zurück- kehren? Aus der Recherche und unserer Beschäftigung mit der Zielgruppe zeichnet sich Junges Wohnen durch folgende Qualitäten aus:
Aufgabenstellung an die teilnehmenden Gemeinden
im Anschluss an die Impulsveranstaltung:
Ziel dieses Schrittes:
Sensibilisierung für die Wohnansprüche junger Menschen und Erweiterung unseres bisherigen Blickfeldes zur Leerstandnutzung
Bei diesem Treffen werden zum einen die leerstehenden Gebäude durch die GemeindevertreterInnen vorgestellt. Zum anderen erarbeiten wir gemeindespezifisch potentielle Zielgruppen (StudentInnen, Fachkräfte, Auszubildende, Multilokal- lebende etc.), sowie das derzeitige Angebot für diese Menschen. Daraus leiten wir neben der Wohnraumnutzung weitere Bedarfe ab (z.B. Co-Working- und Co-Learning-Arbeitsplätze, Mobilitätsangebote, Car-Sharing) und können Rückschlüsse auf die Größen bzw. den maximalen Kostenrahmen für Mieten ableiten.
Aufgabenstellung:
Spezifizierung der Zielgruppe, Erarbeitung einer Empathie-Map, Erarbeitung weiterer Angebote
Ziel dieses Schrittes:
Die teilnehmenden Gemeinden können sich auf ihren Schwerpunkt fokussieren und dafür passende (leerstehende) Objekte eruieren.
Mit diesem Impuls werden verschiedene Förderprogramme, alternative Finanzierungsmöglichkeiten, Trägermodelle und neue Kooperationsformen vorgestellt. Belastbare Berechnungen zeigen an konkreten Beispielen auf, wie durch einen passgenauen Einsatz von Förder-und Finanzierungsmöglichkeiten, sowie ggf. durch innovative Träger- und Kooperations- modelle ein Umbau bestehender – auch denkmalgeschützter – Gebäude tatsächlich realisierbar und oftmals finanziell tragfähiger sein kann als Abriss und Neubau.
Aufgabenstellung:
Zusammenstellung von Förder- und Finanzierungs- modellen sowie neuen Trägermodellen und Kooperationsformen zur Realisierung.
Ziel dieses Schrittes:
Die Teilnehmenden lernen neue Möglichkeiten kennen, wie ein Umbau ihres Gebäudes ggf. finanziell realisiert werden könnte und sind motiviert für die folgenden Projektschritte.
Im Anschluss an das Fokusgruppentreffen zur finanziellen Projektgestaltung finden in jeder Modellgemeinde Bespre- chungen vor Ort statt mit Bauausschuss, Gemeinderat / Pfarrgemeinderat, Objekteigentümern.
Pro Objekt werden mehrere Nutzungsoptionen überlegt und in ersten Entwürfen und Planungsvarianten durch Architekten skizziert. Mit dieser Konkretisierung wird ein grober finanzieller und baulicher Aufwand dargestellt. Auf Grundlage dieser Ideenentwicklung können danach Bedarfserhebungen und Zielgruppenworkshops in den Modellgemeinden erfolgen.
Aufgabenstellung:
Ideenfindung und Entscheidung für Nutzungs- varianten der ausgewählten Objekte.
Ziel dieses Schrittes:
Ideale Formen zur Leerstandnutzung bei gleichzeitig möglichst geringen bautechnischen Maßnahmen.
Aufgabenstellung:
Konkrete Bedarfserhebung und weitere Konkretisierung.
Ziel dieses Schrittes:
Jede Gemeinde kennt ihren objektivierten Bedarf und bindet betroffene Zielgruppen / junge Erwachsene in die weitere Entwicklung ein.
Im Rahmen einer dreitägigen Exkursion werden bereits realisierte ähnliche Wohn- und Lebensräume für junge Menschen besucht, um daraus wiederum praktische Impulse für das eigene Projekt zu bekommen.
Aufgabenstellung:
Suche nach vergleichbaren umgesetzten Projekten (auch in Städten) in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.
Ziel dieses Schrittes:
Erkenntnisgewinn für die Umsetzung in der eigenen Gemeinde.
Nach einer gegenseitigen Vorstellung der Bedarfserhebungen sowie der Zielgruppenworkshops werden die Entwürfe entsprechend angepasst und einzelne Ideen auch für andere teilnehmende Gemeinden unter Umständen adaptiert. Zu manchen Ideen werden unter Anleitung kreative Prototypen entwickelt, um dadurch die Innovationskraft und letztend- lich die Strahlkraft des künftigen Projektes zu erhöhen.
Aufgabenstellung:
Innovative bedarfsorientierte Lösungsmodelle erarbeiten.
Ziel dieses Schrittes:
Die innovativen Lösungsvorschläge sind soweit konkre- tisiert, dass sich die Entscheidungsträger damit identifi- zieren und weitere Planungsschritte veranlassen können.
Ein Überblick über Förderungen, Finanzierungsvarianten und Kooperationsmodelle verschafft Klarheit über den tatsäch- lichen Finanzierungsbedarf und die nächsten Schritte.
Aufgabenstellung:
Zusammenstellung der Förder- und Finanzierungs- modelle sowie Kooperationsformen zur Realisierung.
Ziel dieses Schrittes:
Für jedes Objekt liegt eine ideale Förder- und Finanzierungsstruktur vor, mit welcher die nächsten Schritte eingeleitet werden können.
Die gemeindeübergreifenden Fokusgruppen-Treffen schließen mit der Planung konkreter Schritte zur Umsetzung für jede Gemeinde auf Basis der bisher entwickelten Konzepte und Berechnungen. Die Gemeinden präsentieren sich gegen- seitig ihre Realisierungsplanungen, erhalten Feedback von den anderen Pilotgemeinden und können deren Anregungen ggf. noch in ihre finalen Realisierungsplanungen einbinden.
Im Anschluss an das Projekt können auf Basis der erarbeiteten Ergebnisse konkrete Entwurfsplanungen durch Architekten entwickelt werden. Diese sind nicht mehr Bestandteil des Modellprojektes und werden individuell durch die Gemeinden oder Eigentümer beauftragt.
Die wesentlichen Erkenntnisse (lessons learned) aus dem Modellprojekt werden ausgewertet und in einem Abschluss- bericht formuliert, so dass sie für eine mögliche künftige Ausweitung des Projektes auf weitere Gemeinden in BW ge- nutzt werden können (Was lief gut? Wo gibt es Stolperfallen? Was sollte bei einem weiteren Projekt ggf. angepasst werden? ...)
Die Projektergebnisse werden im Rahmen einer Broschüre dokumentiert.
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SPES e.V.
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79108 Freiburg
Tel.: 0761 / 5144 244
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